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To: Herr Dr. Ing. Schmachtenberg, Herr Nettekoven

RWTH Aachen: Raus aus fossiler Energie

Sehr geehrter Herr Dr. Ing. Schmachtenberg,
Sehr geehrter Herr Nettekoven,

die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen hat schon in der Vergangenheit besonderes Engagement im Klimaschutz gezeigt. BegrüßenswerteProjekte hierzu waren „Energiestraßen“ gemeinsam mit der Stadt Würselen, „Klima- und Strukturwandel“ unter der Leitung von ISB, „klimAiX“ oder bereits 2008 im Rahmen der Kinderuni die Bildung der jüngeren Generation zum Thema Klimawandel. Nun hat die RWTH wieder die Möglichkeit, eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einzunehmen.

Zum Hintergrund: Der kürzlich veröffentlichte neuste Bericht des Weltklimarats spricht eine deutliche Sprache. Wenn wir den Anstieg des globalen Klimas auf unter 2°C begrenzen wollen, darf der Großteil der fossilen Energiereserven wie Kohle, Öl und Gas nicht verbrannt werden. Alles andere würde eine Destabilisierung des Klimas mit katastrophalen Folgen für Mensch und Natur nach sich ziehen. Laut Weltklimarat müssen Investitionen in fossile Energieträger jährlich um $30 Milliarden reduziert werden, während Investitionen in kohlenstoffarme Energiegewinnung um $147 Milliarden steigen müssen.

Zudem ist damit zu rechnen, dass Unternehmen im fossilen Sektor in den kommenden Jahren stark an Wert verlieren werden, weil sie ihre Rohstoffvorkommen nicht mehr fördern und verkaufen können. Die Finanzwelt spricht von einer Kohlenstoffblase, die kurz vor dem Platzen steht. Damit stellen Investitionen in fossile Energien ein hohes finanzielles Risiko dar. Die jüngsten Verluste von RWE und Eon verdeutlichen bereits heute, dass das Geschäftsmodell des fossilen Sektors nicht zukunftsfähig ist. Studien der Internationalen Energieagentur, der Universität Oxford sowie verschiedener Großbanken wie HSBC oder Citi warnen vor Investitionen in diesem Sektor.

Überall auf der Welt beginnen daher Städte, Gemeinden, Kirchen, Universitäten, Stiftungen und andere Institutionen ihre Investments aus den 200 größten Kohle-, Erdöl- und Erdgasunternehmen abzuziehen. Ein solches Divestment erreicht zweierlei: Einerseits schützt es vor den Gefahren zukünftiger Wertverluste und sichert so nachhaltig die finanzielle Stabilität der Einrichtungen. Andererseits entzieht es klimaschädlichen Unternehmen die gesellschaftliche Zustimmung und trägt so zu dem aufgrund der Klimakrise notwendigen Wandel bei.
Die globale Klimakampagne 350.org arbeitet hierbei unterstützend mit Städten, Universitäten, Kirchen und anderen Institutionen in Europa, USA, Australien, Neuseeland, Kanada und Afrika zusammen, um gemeinsam gegen den Klimawandel und für eine lebenswerte Zukunft einzutreten.

Weltweit haben bereits 53 Bildungsinstitutionen den wichtigen Schritt des Divestments gewagt. Unter diesen Institutionen sind auch renommierte Universitäten wie die University of California, Stanford University oder Oxford University. Dagegen steht die Bewegung in Deutschland noch am Anfang. Die RWTH kann nun in Deutschland diese Vorreiterrolle einnehmen und zeigen, dass eine nachhaltigere Finanzpolitik mit Rücksicht auf Natur und zukünftige Generationen möglich ist.

Mit ihrem Motto ‚Thinking the future‘ verschreibt sich die RWTH unmißverständlich der erneuerbaren und somit zukunftsweisenden Energie. Dies muss sich in den Inhalten von Lehre und Forschung niederschlagen. Zudem ist aber auch die finanzielle Unterstützung einer überholten und auf lange Sicht für die Menschheit schädlichen Form der Energiegewinnung nicht mit dem Wissenschaftsethos einer so renommierten technischen Universität wie der RWTH vereinbar. Die RWTH bildet Ingenieurinnen und Ingenieure aus, die zukunftsweisende Energiegewinnung ermöglichen und fördern können. Den Ausstieg aus fossilen Energieträgern kann sie somit effektiv und unmittelbar unterstützen. Sie sollte auch ihr finanzielles Portfolio dementsprechend auslegen.

Wir fordern Sie auf, Schritte einzuleiten, um:
- Keine neuen Investitionen in fossile Brennstoffe mehr zu tätigen
- Eigene Anteile an direkten und indirekten Investments innerhalb der nächsten 5 Jahre abzustoßen. Dazu gehören Aktien, Mischfonds, Unternehmensanleihen und sonstiges Kapital, das Erdöl-, Erdgas- und Kohleunternehmen beinhaltet.
- Keine Forschungsaufträge und Drittmittel aus der fossilen Energiewirtschaft mehr anzunehmen und somit diese rückwärtsgewandten Formen der Energiegewinnung
nicht mehr mit vermeintlichen Zukunftsperspektiven zu versorgen.
- In der Lehre klare Position zur Förderung regenerativer Energien und zur endgültigen Abwicklung fossiler Energiegewinnung zu beziehen.

Wir fordern Sie weiterhin auf, sowohl bestehende Investitionen der RWTH im fossilen Energiesektor als auch drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte aus diesem Bereich offenzulegen. Gerne führen wir hierüber mit Ihnen einen offenen Dialog.

Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Divest Aachen

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Der kürzlich veröffentlichte neuste Bericht des Weltklimarats spricht eine deutliche Sprache. Wenn wir den Anstieg des globalen Klimas auf unter 2°C begrenzen wollen, darf der Großteil der fossilen Energiereserven wie Kohle, Öl und Gas nicht verbrannt werden.

Aachen, Germany

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